Voraussetzungen:
Was benötigt frau um selbständig online in Wertpapiere anlegen zu können?
- ein Girokonto
- Verrechnungskonto und ein Wertpapier-Depot falls es nicht bei der Bank angelegt werden soll oder kann, bei der frau ein Girokonto hat (z.B.: flatex.de oder ING Bank für deutsche Staatsbüger oder flatex.at für österreichische Staatsbürger)
- optional auch Zugang zu einer Wertpapier-Plattform, um Informationen über Anlagemöglichkeiten abrufen zu können, am besten verknüpfbar mit dem Echtgeld-Depot (z.B.: Guidants)
- optional ein Musterdepot oder Wikifolio zum risikofreien Testen
Das war’s auch schon. Zu beachten ist, dass frau unbedingt die Kosten vergleichen sollte, einerseits Depotführungskosten und andererseits Transaktionsgebühren. Die können bei der Hausbank viel höher sein als bei einem Broker. Siehe broker-test.at
Wird das Depot nicht bei der Hausbank eingerichtet, muss sich frau legitimieren. Das geht zumeist online, ist aber manchmal nicht ganz unkompliziert. Ich zum Beispiel bin an einer Legitimation per Smartphone gescheitert, bei der ich meinen Pass mit Finger in die Kamera halten sollte. Der Bildausschnitt war immer falsch. Dann ging’s aber per Post. Das hat auch nur ein paar Tage gedauert.
Auch noch wichtig zu wissen: Die anfallende Steuer wird bei inländischen depotführenden Banken automatisch abgezogen und bleibt im Verlustverrechnungstopf zur Gegenrechnung bei realisierten Verlusten. Ich als Österreicher habe meine Depots bei österreichischen Banken. Da musste ich nicht einmal eine Steuernummer angeben. Das ist mir persönlich lieber als dann im Falle eines ausländischen Brokers womöglich selber die Steuer ausrechnen zu müssen, auch dann wenn es durchaus günstigere Optionen im Ausland gibt. Ordergebühr bei meinen Banken je nach Börsenplatz zwischen 5,90 € (flatex.at) und 30 € (ERSTE). Ordergebühr bei günstigen US-Brokern teilweise unter 1 €. Innerhalb der EU geht das normalerweise auch, dann muss die Steuernummer aber auch im Rahmen der Legitimation angegeben werden.
Empfehlungen:
Um ein Gefühl für den Wertpapierhandel zu bekommen empfehle ich zunächst nur in ETFs zu investieren, vorzugsweise in solche, die ein geringes Risiko aufweisen. Da kann nicht so viel schiefgehen, insbesondere dann wenn hier zunächst keine zu spezifischen Themen-ETFs ausgewählt werden. In dem Bereich werden oft auch Ansparpläne angeboten, was für kleine Börsen ideal ist.
Will frau sich im Aktienhandel versuchen, ist es empfehlenswert zunächst ein Musterdepot anzulegen. Ich hatte diese Möglichkeit direkt bei meiner Hausbank. Sehr einfach und kostenlos geht das auch bei Wikifolio. Das soll und muss gar nicht öffentlich sein.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass auf Grund der anfallenden Gebühren und Steuern ein Wertpapierkauf nur bei einem Mindestbudget Sinn macht, und das auch nur, wenn auf eine notwendige Diversifizierung zunächst noch bewusst verzichtet wird:
- ETF: mindestens 1.000,- € pro Position
- Aktien: mindestens 500,- € pro Position
Ohne Diversifizierung wird kaum ein Portfolio erfolgreich sein. Der „Lucky Punch“ ist beim Wertpapierhandel genauso selten wie ein Lotto-6er. Für eine sinnvolle Diversifizierung muss meiner bisherigen Erfahrung nach mit einem Mindestbudget von 20.000,- Euro gerechnet werden.
Nur bei globalen ETFs, die nicht themenspezifisch eingeschränkt sind, kommt frau auch mit einer einzigen Position im Portfolio zunächst aus.
Ein Beispiel für ETFs die meiner Meinung nach sehr gut für Einsteigerinnen geeignet sind, sind die ING Global Index Portfolios. Hier kann frau einfach nach Risikobereitschaft defensiv, ausbalanziert oder offensiv investieren. Ich hatte alle 3 ETFs im Depot. Corona hat wie zu erwarten war dem defensiv ausgerichteten ETF am wenigsten geschadet. Als ich wegen des Rückzugs der ING aus Österreich die ING-Fonds verkauft habe, war ich damit insgesamt mit ca. 20% im plus.
Für Anlegerinnen, die sich auf ein Thema spezialisieren wollen, empfehle ich einen Blick auf die ARK-Fonds zu werfen. Ich selbst halte Anteile mehrerer ARK-Fonds . Die sehr erfolgreiche Cathie Wood ist für die aktiv gemanagten ETFs verantwortlich, aber es gibt auch Index-ETFs.
Nicht jedes Depot stellt alle Optionen zum Traden bereit. Will frau „nur“ ETFs kaufen und verkaufen, dann reicht ein Minimum, nämlich schlicht und einfach „kaufen“ oder „verkaufen“ oder wenn verfügbar „ansparen“ zum aktuell gültigen Kurs.
Bei Aktien ist eine vorsichtigere und komplexere Herangehensweise angebracht. Ich kaufe immer erst eine kleine Position zum Kaufwert von ca. 500,- €. Das ist der geringste Betrag der noch Sinn macht, sonst sind die Ordergebühren im Verhältnis zu hoch. Bei einem Kurswert von 150,- € kaufe ich zunächst 4 Aktien „billigst“, das heißt zum aktuell günstigsten Kurs. Dann beobachte ich den Kurs oder füge gleich eine weitere Kauforder mit Limit moderat unter dem aktuellen Kurswert hinzu, also etwa „limit buy“ bei erreichen von 145,- €. Aber wieder nur 4 Aktien. Und diesen Vorgang wiederhole ich nicht bei weiter fallenden Kursen. Dazu ist mein Budget zu klein.
Bei Aktien von denen ich gleich zu Beginn überzeugt bin, dass sie kurz- bis mittelfristig im Wert steigen werden, beginne ich gerne mit einer „OCO“-Order. Das steht für „Order Cancels Order“ und bedeutet dass die Aktie gekauft wird, wenn ein vorgegebener Kurswert über- oder unterschritten wird, also im Falle der Aktie mit Kurswert 150,- €: OCO Limit Buy 145,- € Stop Buy 155,- €. So bekomme ich die Aktie günstiger, sollte sie zunächst fallen, aber ich kaufe sicher auch dann noch einigermaßen günstig, sollte der Kurs gleich zu Beginn explodieren.
Weitere Informationen:
Ich persönlich bin eher langfristig orientiert. Deshalb sind für mich Chartsignale weniger relevant als Fundamentaldaten. Das ist auch für Neu-Anlegerinnen empfehlenswert, da viel leichter zu durchschauen. Bei langfristigen Investitionen ist es auch nicht so wichtig, ob die Kurse gleich nach dem Kauf fallen oder steigen. Nur nicht stressen lassen vom zu erwartenden Zick-Zack-Kurs. Das ist normal. Sinnvoll ist es, noch vor dem Kauf eine klare Strategie festzulegen und sich dann penibel daran zu halten.
Lisa Giering, eine von mir höchst geschätzte langfristig denkende Investorin arbeitet zum Beispiel überhaupt nicht mit Stop-Loss. Wenn sie Aktien kauft, dann bleiben die auch im Depot, solange sich an ihrer Einschätzung der Fundamentaldaten nichts ändert.
